Judasohr oder Holunderpilz (Dezember 2021)

Judasohr, Holunderpilz, Auricularia auricula-judae
Judasohr oder Holunderpilz (Auricularia auricula-judae), 17.12.2021

Das Judasohr (Auricularia auricula-judae) war bisher lediglich fotografischer "Beifang" auf meinen Exkursionen und es gab demzufolge nur wenige Bilder in meinem Archiv. Da das Judasohr auch im Winter zu finden und resistent gegen Frost ist, habe ich diesen Pilz in den letzten Wochen in den Mittelpunkt meiner fotografischen Aktivitäten gerückt.

 

Judasohren sind Schwächeparasiten und wachsen an zahlreichen Baumarten. Am häufigsten allerdings an Holunder, was dem Pilz auch zu dem Namen "Holunderpilz" verholfen hat. Ich fand das Judasohr, übrigens der Pilz des Jahres 2017, ausschließlich an Schwarzem Holunder.

Fotoexkusion zu Fuß oder mit dem Fahrrad

In Deutschland ist das Judasohr weit verbreitet. Aus der Vergangenheit kannte ich in der Umgebung meines Wohnortes wenige Standorte, die mit einer Ausnahme auch noch existent waren.

 

Ich nahm mir vor, für jede Fotosession einen anderen Standort zu wählen oder zu suchen und dieser sollte auch noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sein. Auf diese Weise entdeckte ich mehrere neue Vorkommen, bin dann aber doch an einem Standort mehrfach gewesen und auch das Auto blieb nicht ganz im Carport. 

Transluzenz und Gegenlicht

Der Fruchtkörper des Judasohres ist transluzent. Damit ist der Pilz ein ideales Motiv für Gegenlicht. Durch das Gegenlicht werden die Strukturen des Fruchtkörpers sichtbar und der Holunderpilz zum Leuchten gebracht.

 

Leider gab es an den oft trüben Dezembertagen wenig Sonne und somit auch wenig Gegenlicht. Ich habe dann mit einer kleinen LED-Taschenlampe nachgeholfen, um Gegenlichtsituationen zu erzeugen. Ich nutzte dabei meist nur den Rand des Lichtkegels, um das Gegenlicht nur "anzudeuten".


Regen, Raureif und ein wenig Schnee

Nässe sorgt für Reflexionen, schafft mehr Kontrast und intensivere Farben. Gerade auf der sonst eher samtigen oder filzigen Oberfläche des Judasohres macht sich dieser Effekt besonders bemerkbar. Um die glänzenden Pilze zu fotografieren, bin ich nach dem Regen auf Fotosafari gegangen

 

Auch bei Raureif habe ich die Holunderpilze aufgesucht. Da die Temperaturen um den Sonnenaufgang am niedrigsten sind, ist dieses der ideale Zeitpunkt, um die Pilze mit einem Raureifmantel zu fotografieren. Gerade vor Weihnachten hatten wir Temperaturen, die deutlich im Minusbereich lagen. Da war dicke Kleidung und vor allem Mütze und Handschuhe wichtiger als das Fotoequipment.

Fotografieren mit leichtem Gepäck

Oft war ich bei meinen Fotoexkursionen nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Manchmal beim Spazierengehen nur mit der Kompaktkamera, oft nur mit Kameragehäuse, dem 100er Makroobjektiv und einem weiteren Objektiv. In diesem Fall hatte ich stets ein Stativ dabei und die schon erwähnte LED-Taschenlampe.

 

Wenige Male bin ich auch mit dem großen Fotorucksack und mehr Equipment losgezogen. Dann kam auch das 35 - 150 mm Zoomobjektiv zum Einsatz und ich habe auch das 16 - 35 mm Weitwinkelobjektiv im Nahbereich verwendet. Entgegen meiner Gewohnheit musste ich dabei die Sonnenblende abnehmen, da diese aufgrund der Nähe einen Schatten auf das Motiv geworfen hat.

 

Wie immer, wenn das Fotomotiv es zulässt, habe ich auch alte, manuelle Objektive probiert: In diesem Fall das Helios 44-2 58 mm, das Telefogar 90 mm und das Pancolar 50 mm mit gedrehter Innenlinse. Auch zum Einsatz kam das Lensbaby Sweet 35 mm.


Dynamik mit dem Zoom-Effekt

Judasohr, Holunderpilz, Auricularia auricula-judae), Zoom-Effekt
Judasohr oder Holunderpilz (Auricularia auricula-judae), 31.12.2021

Zum Zoom-Effekt kommt es, wenn man während der Belichtung zoomt, d. h. die Brennweite verändert. Das Foto erhält so eine dynamische Komponente.

 

Um den Zoom-Effekt zu erzeugen, habe ich das 35 - 150 mm Zoomobjektiv verwendet. Die Kamera wurde auf ein stabiles Stativ montiert und die maximale Brennweite genutzt. Anschließend habe ich die ISO-Zahl auf 100 gestellt und die Blende weit geschlossen (f/13). So kam es zu Belichtungszeiten von 6 bis 8 Sekunden. Nach dem Auslösen (Selbstauslöser mit 2 Sekunden Vorlauf) blieb das Objektiv für 2 bis 3 Sekunden bei der maximalen Brennweite, danach habe ich mit einer gleichmäßigen Drehbewegung die Brennweite reduziert.

 

Durch das manuelle Eingreifen gleicht kein Bild dem anderen und viele Fotos wurden schnell gelöscht. Das aus meiner Sicht beste Zoom-Foto ist vom 31. Dezember und eines meiner letzten Fotos im Jahr 2021.