Buschwindröschen – ein herausforderndes Fotomotiv (April 2024)

Anemone nemorosa, Buschwindröschen
Buschwindröschen (Anemone nemorosa), 7.4.2024 - Pentacolor 50mm f/1,8

Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) gehört sicher zu den bekanntesten und auffälligsten Frühblühern. Wenn die Bäume noch nicht belaubt sind und die Sonne bis zum Waldboden vordringen kann, bildet das Buschwindröschen mancherorts ausgedehnte, weiße Blütenteppiche.

 

Das zu den Hahnenfußgewächsen gehörige Buschwindröschen wird 10 bis 25 cm hoch und öffnet seine meist weißen, selten rosa überhauchten Blüten nur bei Sonnenschein. Nachts und bei Regen bleiben die Blüten geschlossen und hängen herunter. Was nicht jedem bekannt ist: Das Buschwindröschen ist in aller Pflanzenteilen giftig.

 

Auch wenn sich in meinem Archiv inzwischen viele Fotos des Buschwindröschens befinden, reizt es mich in jedem Frühjahr aufs Neue, mich fotografisch mit diesem zarten Frühblüher zu beschäftigen.

Kniekissen, Bohnensack und ein niedriges Stativ

Das Buschwindröschen ist weit verbreitet und in Laubwäldern oder unter Feldgehölzen nahezu überall zu finden. Jetzt steht der Naturfotograf vor der Herausforderung, in dieser Fülle die geeigneten Motive zu finden. Und davon bietet das Buschwindröschen viele: Einzelpflanzen, Pflanzengruppen, Detailaufnahmen, Blätter und Früchte.

Um sich den Buschwindröschen auf Augenhöhe zu nähern, wird man meist am Boden liegend oder kniend fotografieren. Ein Kniekissen oder ein kleines Stück von einer Isomatte sind dabei hilfreiche Utensilien. Kamera und Objektiv lege ich auf einen Bohnensack oder montiere diese auf einem niedrigen Stativ.

 

Durch das bodennahe Fotografieren komme zumindest ich regelmäßig in Kontakt mit Zecken. Aus diesem Grund bevorzuge ich helle Kleidung, um die Zecken möglichst schnell entdecken zu können. Des Weiteren wechsele ich nach der Fotoexkursion so schnell wie möglich die Kleidung. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kommt zu Hause regelmäßig die Zeckenzange zum Einsatz.


Vom Überblick zum Foto

Bevor ich mit dem Fotografieren beginne, verschaffe ich mir erst einmal einen Überblick. Wo stehen Blütenteppiche und wo wachsen einzelnstehende Buschwindröschen? Gibt es eine Pflanze innerhalb einer Gruppe, die die anderen überragt? Und nicht zu vergessen: Welche Möglichkeiten der Hintergrundgestaltung sind vorhanden?

Bei Einzelpflanzen oder Detailaufnahmen starte ich meine Fotosession in der Regel mit einem Makroobjektiv, häufig mit dem 2,8/100 mm. Die kleinste Blende von 2,8 oder minimal abgeblendet auf 3,2 ermöglicht es, einen kleinen scharfen Bereich auszuwählen, während die umgebenden Bereiche sanft in Unschärfe übergehen. Den Fokus lege ich dabei meist auf die gelben Staubgefäße. Das Hauptmotiv beziehungsweise den fokussierten Bereich positioniere ich dabei oft außerhalb der Bildmitte.

 

Das Fotografieren mit weit geöffneter Blende hat bei den Buschwindröschen noch einen positiven Nebeneffekt. Buschwindröschen mit ihren dünnen Stängeln sind sehr windanfällige Motive. Eine offene Blende führt zu einer kurzen Verschlusszeit und diese wiederum hilft, Unschärfe durch sich bewegende Blütenteile zu vermeiden.


Licht und Belichtung

Ideale Bedingungen zum Fotografieren von Buschwindröschen ergeben sich bei leicht bedecktem Himmel. Das dann diffuse Licht verleiht dem Motiv Zeichnung, ohne die Kontraste zu groß werden zu lassen.

 

Bei direktem Sonnenlicht werden die weißen Blüten schnell „überstrahlt“. Die Blütenblätter sind dann reinweiß und es fehlt ihnen jegliche Zeichnung. Wenn ich bei Sonnenschein fotografiere, wähle ich aus diesem Grund Pflanzen, die im Schatten stehen. Alternativ schatte ich meine Motive mit einer transparenten Folie ab. Durch Falten der Folie kann ich den Abschattungseffekt bei Bedarf verstärken.

 

Beim Fotografieren der Blüten oder auch von Pflanzengruppen dominiert häufig die Farbe Weiß. Weiße Motive werden von der Kameraautomatik falsch belichtet und zu dunkel, das heißt grau, wiedergegeben. Daher muss für eine korrekt belichtete Aufnahme die Belichtung korrigiert werden. Bei den Buschwindröschen habe ich bei weiß dominierten Motiven um mindestens eine Blende, oft auch bis zu zwei Blenden überbelichtet.


Fotografieren mit Altglas - das besondere Bokeh

Buschwindröschen (Anemone nemorosa), 4.4.2024 - Pentacolor 50mm f/1,8
Buschwindröschen (Anemone nemorosa), 4.4.2024 - Pentacolor 50mm f/1,8

Pflanzen haben für den Naturfotografen einen Vorteil: Sie können nicht weglaufen oder wegfliegen. Diese „Standorttreue“ ermöglicht es, dasselbe Motiv aus unterschiedlichen Positionen und mit verschiedenen Objektiven zu fotografieren. Ich experimentiere dabei gerne mit „Altglas“. Dabei handelt es sich um alte bis sehr alte, manuelle Objektive aus tiefsten analogen Zeiten, die ich für schmales Geld auf Flohmärkten oder Internetbörsen gekauft habe. Passende Adapter, um diese mit modernen Kameras zu verbinden, findet man im Internet.

 

Es gibt keine Elektronik und damit keine Datenübertragung zwischen Objektiv und Kamera. Die Kamera weiß genau genommen noch nicht einmal, dass überhaupt ein Objektiv montiert ist. Manchmal muss man bei modernen Kameras per Einstellung im Kameramenü zulassen, dass diese „ohne Objektiv“ ausgelöst werden können, da sich sonst der Auslöser nicht betätigen lässt.

 

Wenn man dann beim Scharfstellen präzise arbeitet und akzeptiert, dass die Schärfe trotzdem nicht die Güte der heutigen Linsen erreicht, wird mit weichgezeichneten Bildern und einem besonderen Bokeh belohnt.